Hinaus zur Friedensdemo am 03.10.2024 „Nein zu Krieg und Hochrüstung! Ja zu Frieden und internationaler Solidarität“ in Berlin

Die Linksjugend [’solid] ruft zur Teilnahme an der bundesweiten Friedensdemo am
03.10.2024 in Berlin „Nein zu Krieg und Hochrüstung! Ja zu Frieden und
internationaler Solidarität“ auf und beteiligt sich auch an dieser. Die Fahrtkosten
werden vom Bundesverband übernommen.

Wir durchleben gerade eine extreme Militarisierung der Gesellschaft. Die Bundeswehr wird hochgerüstet; es ist ein sozialdemokratischer Verteidigungsminister, der die Debatte um eine neue Wehrpflicht vorantreibt, und eine vermeintliche „Fortschrittskoalition“, die sämtliche Versprechen zur Rüstungskontrolle über Bord wirft.

Aus nahezu allen Parteien im Bundestag gibt es Stimmen, die die bestehenden Kriege durch weitere Waffenlieferungen oder sogar durch direkte Kriegsbeteiligungen weiter eskalieren wollen. Auch in den Medien überbietet sich die bürgerliche Presse mit Beiträgen, die in moralisierendem Ton jegliche Abweichung von einer absoluten Zustimmung zur Militärhilfe für die Bündnispartner geißeln oder enthusiastisch für den Dienst an der Waffe werben.

Trotz dieser Bemühungen ist die Kriegsmüdigkeit in der Bevölkerung weit verbreitet. Die Bundeswehr ringt um Nachwuchs und muss immer mehr finanzielle und ideologische Mittel aufwenden, um neue Rekrut:innen anzuwerben. In allen gesellschaftlichen Bereichen ist deutlich zu merken, dass die Aufrüstung auf Kosten eines sinnvoll gestalteten und gut ausgebauten Sozialstaates geht. Damit sich die Kriegsmüdigkeit der Bevölkerung aber nicht in einen kämpferischen Friedenswillen entwickelt, soll mit der Zeitenwende als Staatsräson sowie mit der Mär von der rechtsoffenen Friedensbewegung eingeschüchtert werden.

Mit Bezug auf die Kämpfe der Friedensbewegung gegen die Wiedereinführung eines Militärs in der Bundesrepublik, für die Beendigung des Vietnamkrieges und die allseitige Abrüstung verstehen wir uns historisch wie aktuell als Teil der Friedensbewegung. In einem Bündnis aus Pazifist:innen, Humanist:innen, Demokrat:innen und Antimilitarist:innen wollen wir als größter sozialistischer Jugendverband der BRD eine systemüberschreitende Position vertreten.

Um Krieg und Ausbeutung dauerhaft zu überwinden, ist eine gerechte Umverteilung des weltweiten gesellschaftlichen Reichtums entscheidend. Nur wenn Ressourcen fair verteilt werden und soziale Ungleichheit überwunden wird, sind wir befähigt, die wirtschaftlichen und politischen Ursachen von Konflikten langfristig zu beseitigen. Dadurch schaffen wir die Grundlage für eine friedlichere und gerechtere Welt, in der Kriege als Mittel der Machtausübung und Ausbeutung überwunden werden können. Ein gerechtes Verteilungssystem schafft die Bedingungen für alle Menschen die Chance auf ein würdevolles Leben zu führen und befreit die Gesellschaft vom Wachstums- und Konkurrenzzwang, die Kriege hervorbringen.

Lasst uns gemeinsam am 03. Oktober in Berlin auf die Straße gehen. Für Deeskalation und Diplomatie statt Verhetzung, die Auflösung der Bundeswehr und Friedensbildung statt Drill und Gehorsam und eine weitreichende zivile Wende in allen gesellschaftlichen Bereichen statt Zurückhaltung und Verzicht.

Ich war, ich bin, ich werde sein!


Die Welt, in der wir leben

 Seit der Jahrtausendwende folgt eine Krise auf die andere. Weltweit spitzt sich die
 soziale Lage akut zu und auch in Deutschland spüren wir die Konsequenzen dessen jeden
 Tag. Während und kurz nach der Corona-Pandemie sind Lebensmittelpreise und Heizkosten
 in die Höhe geschossen. Wir bezahlen dafür den Preis, während Lebensmittel- und
 Energiekonzerne Rekordprofite einfahren! Unter anderem, weil Deutschland zum
 Steuerparadies für Unternehmen wird. Das ist Klassenkampf von oben!

 Die Schere zwischen Arm und Reich geht auseinander und der Klassenkampf verschärft
 sich weiter. Gleichzeitig erstarken zum ersten Mal seit der Neoliberalisierung der 1990er Jahre die
 Arbeitskämpfe. Sie zeigen uns zwar, dass die große Mehrheit der Bevölkerung
 unzufrieden ist, doch viel zu oft bleiben sie reine Abwehrkämpfe. Die große Mehrheit
 in Deutschland ist nicht superreich, sondern lohnabhängig. Sie sind angewiesen auf
 eine angemessene Bezahlung, eine gute Ausbildung, bezahlbare Lebensmittel,
 Sozialversicherungen und bezahlbaren Wohnraum.

 Trotzdem verschärft sich die Lage auf dem Wohnmarkt:

 Die Mieten schießen in die Höhe und zeitlich befristete Sozialbauten werden zu
 Immobilien, mit denen problemlos spekuliert werden kann. Das trifft insbesondere
 hart:
 • diejenigen, die Angst haben, zu klagen,
 • diejenigen, die schon unbezahlt Care-Arbeit leisten
 • diejenigen, die auf Grund rassistischer Diskriminierung schwerer eine Wohnung
 finden und
 • diejenigen, die keine vielfach erhöhte Miete zahlen KÖNNEN oder darauf angewiesen
 sind, dafür mehr zu Lohnarbeiten.

 Das sind zu großem Anteil Azubis und Studierende. Nicht selten müssen sie neben einem
 Vollzeitstudium oder eine Vollzeitausbildung zusätzlich arbeiten gehen, damit sie
 überhaupt die finanzielle Grundlage haben, um bei ihren Eltern ausziehen zu können.

 Die bereits bestehenden Fördersysteme, die dem entgegenwirken sollen, werden immer
 weiter runter gekürzt und stehen immer Wenigeren von ihnen zur Verfügung.

 Die Ampelregierung hatte schon in ihrem Koalitionsvertrag festgeschrieben, dass sie
 konsequenter abschieben will. Daran hat sie sich gehalten. Die Ziele zum sozialen
 Wohnungsbau oder der ökologischen Transformation fallen hinten runter. Ersteres wurde
 verschleppt und letzteres auf den Normalverbraucher abgewälzt. Das sind politische
 Entscheidungen. Arbeiter*innen werden gegen Arbeitslose ausgespielt.

 Härtere Sanktionen beim „Bürgergeld“ wurden beschlossen, weitere könnten folgen, das
 ist purer Armenhass.

 Die Militarisierung Deutschlands wird oft als notwendig für Sicherheit und
 Verteidigung dargestellt, dabei verschärft sie globale Spannungen und führt zu einer
 Aufrüstungsspirale. Gleichzeitig werden soziale Probleme wie Armut, der Mangel an
 bezahlbarem Wohnraum oder die Unterfinanzierung des Bildungssystems ignoriert oder
 sogar bewusst kleingeredet. Während die Militärausgaben in die Milliarden gehen, wird
 bei der sozialen Absicherung gespart und wichtige Sozialleistungen werden weiter
 abgebaut. Dies zeigt eine klare Verschiebung der Prioritäten zugunsten von
 Großkonzernen, die von Rüstungsprojekten profitieren, während die breite Bevölkerung
 unter den Konsequenzen der Sparzwanges leidet.

 Als scheinbar progressivere Regierung angetreten hat, die Ampel verheerende
 Veränderungen herbeigeführt. Ohne den Profitzwang infrage zu stellen und das Märchen
 der Erhörung von netten Forderungen im Staat aufzugeben, stärkt die Regierung damit
 indirekt die Rechte. Lohnabhängige sind unzufrieden und das umso mehr, wegen ihrer
 unsozialen Politik. Rechte, die Veränderung predigen und Verheißungen machen, die nie
 kommen werden, sehen sich gestärkt. Rassismus und Antifeminismus treten offener
 zutage: Es ist an Schulen normal geworden, Nazis und Nazifreundeskreise zu kennen und
 Witze über sexuelle Gewalt zu hören. Fast an jedem zweiten Tag begeht jemand in
 Deutschland einen Femizid und tötet damit eine Frau, weil sie eine Frau ist; nicht
 mehr jeden dritten Tag, wie davor. Damit nicht genug: Rechte bringen sich immer
 stärker in Parallelstrukturen in Gewerkschaften ein aber Gewerkschaften erkennen
 endlich, dass Arbeitsrechte in Gefahr sind, wenn Rechte an die Macht kommen.

 Wir nehmen das nicht hin!

 Diese Welt wird sich nicht morgen realisieren lassen. Wir sehen aber an so vielen
 Orten, dass Menschen ihre Realität nicht hinnehmen wollen: Erfolge von Linken
 weltweit lassen Hoffnung aufkommen – Hoffnung, aus der wir Kraft schöpfen müssen für
 die Bundestagswahlen 2025 und die außerparlamentarischen Kämpfe, die wir auch im
 nächsten Jahr aktiv unterstützen müssen und werden. Der Sieg der Sozialisten in
 Finnland zur Europawahl zeigt, dass wir eine Chance haben, das Blatt zu wenden und
 wir uns nicht einschüchtern lassen dürfen von dem bisher konstanten Aufstieg der
 rechten Kräfte. Damit eine Linke sich allerdings nachhaltig verankern kann, ist sie
 vor allem auf beständige Basisarbeit angewiesen. In Kolumbien regiert zum ersten Mal
 ein linker Präsident – nach Generalstreik und sozialen Kämpfen. Auch in unserer
 unmittelbaren Nähe wird wichtige Basisarbeit geleistet: Nicht nur die KPÖ auf lokalem
 Level, sondern auch die Partei der Arbeit Belgiens gewinnen immer mehr Vertrauen
 durch konkrete nützliche Arbeit vor Ort.

 Es braucht jedoch eine vereinte Linkspartei, die klare Antworten und Lösungsansätze
 bietet auf die Missstände in der Gesellschaft. Sicher ist zu sagen, dass ein gutes
 Wahlprogramm allein nicht ausreichen wird, um die Zukunft der Linken hier bei uns zu
 sichern. Einerseits, weil wir uns durch die Wahlrechtsreform nicht mehr auf die
 Parteiurgesteine verlassen dürfen. Vor allem aber braucht es eine strategische Wende
 in der Linkspartei, welche auf Nützlichkeit und gemeinsames Organisieren vor Ort
 setzt.

 Wenn wir es schaffen, mit einer gemeinsamen Strategie vereint in die Gesellschaft
 einzuwirken und nie den Glauben daran verlieren, dass eine bessere Welt möglich ist,
 dann werden wir das Blatt wenden können.

 Politik anders machen

 
Die Partei DIE LINKE hat sich in den vergangenen 17 Jahren – und noch länger, wenn
 man ihre Vorgängerparteien betrachtet – immer stärker dem parlamentarischen Betrieb
 verschrieben. Die riesige Zahl bezahlter Mitarbeitender in den Parlamenten und
 Wahlkreisbüros gegenüber vielen inaktiven ehrenamtlichen Mitgliedern in der Partei
 führt dazu, dass eine kritische Auseinandersetzung mit und Kritik an dem Staat, der
 Hauptfinanzierer dieser Strukturen, erschwert wird. Die Linke wird mittlerweile von
 großen Teilen der Bevölkerung als Teil des Establishments gesehen, obwohl die
 aktuelle Ampelpolitik ihr inhaltlich entgegensteht.

 Auch die ehrenamtliche Arbeit innerhalb der Partei konzentriert sich stark auf
 parlamentarische Aufgaben wie Wahlkämpfe und thematische Vorarbeiten. Die Rolle einer
 sozialistischen Partei sollte sich jedoch nicht nur auf Wahlkampf beschränken.
 Bereits jetzt gibt es viele Orte, in denen die Linke Stadtteilzentren stellt,
 Sozialberatungen anbietet und leichte Einstiege zur Aktivität bietet. Dieser Ansatz
 hat sich leider noch nicht ganzheitlich auf die Partei ausgedehnt.

 Das bedeutet nicht, dass wir das Parlament als Kampffeld aufgeben sollten. Jedoch
 bindet kein Bereich der Arbeit innerhalb der Partei so viele Ressourcen wie die
 parlamentarische Arbeit, obwohl der Kern linker Kämpfe schon immer außerhalb der
 Parlamente gelegen hat. Auch im letzten Jahr konnte dies wieder eindrucksvoll unter
 Beweis gestellt werden. So haben beispielsweise die Streiks im Rahmen der Kampagne
 #wirfahrenzusammen, getragen von ver.di, der EVG und FFF, mit maßgeblicher
 Beteiligung unserer Mitglieder große Erfolge erzielt. Ver.di konnte zusätzlich
 140.000 neue Mitglieder gewinnen und auch einen Tarifabschluss im Einzelhandel nach 1
 1/2 Jahren durchsetzen.

 Insgesamt war das vergangene Jahr geprägt von zahlreichen kämpferischen Tarifrunden
 und den größten Streiks im öffentlichen Dienst seit Jahrzehnten. Wir dürfen diese
 Orte nicht denen überlassen, die uns einreden wollen, dass Arbeiter*innen und Chefs
 dasselbe wollen. Deswegen bennen wir Ausbeutung klar als solche und organisieren uns
 gemeinsam dagegen.

 Auch wenn die Zukunft der Partei DIE LINKE ungewiss ist, dürfen wir nie die Hoffnung
 verlieren, denn die gesellschaftliche Linke wird fort bestehen. Wir müssen zwar im
 Wahlkampf laut gewesen sein aber dürfen auch danach und abseits davon unsere Stimme
 nicht verlieren. Wir müssen krisensicher sein und sollten uns nicht von einem
 möglichen Rauswurf aus dem Parlament entmutigen lassen. Lasst uns daher unsere Kräfte
 bündeln und gestärkt in das kommende Jahr gehen. Es braucht uns Alle, weil es um
 Alles geht!

 Lasst uns als Linksjugend [’solid] gemeinsam Schlagkraft aufbauen!

 Als Linksjugend haben wir uns in dem letzten Jahr auf die Probe gestellt: Wir haben
 schwierige Debatten gemeinsam geführt, Basisgruppen gegründet, Landesverbände neu
 aufgestellt, Praxis vor Ort geplant und durchgeführt. Nachdem auch unser Verband
 unter den Einschränkungen durch Corona stark gelitten hat, kommen wir langsam aber
 sicher aus unserer Flaute heraus. Während der FLINTA-Anteil der Neumitglieder fast
 bei 50% liegt, haben wir in 2022 und 2023 leider auch vermehrt Mitglieder verloren,
 auch weil viele die Altersgrenze erreicht haben. Aus dem Verlust dieser Mitglieder
 sollten wir lernen und als Verband ein Gleichgewicht zwischen Praxis und Diskussion
 darüber finden. Dies setzt einen respektvollen und solidarischen Umgang miteinander
 voraus.

 Für dieses Jahr hatten wir uns auf dem letzten Bundeskongress vorgenommen, den Fokus
 in unserer Praxis auf Arbeitskämpfe zu legen, eine Umfrage zur gewerkschaftlichen
 Aktivierung zu machen und in Öffentlichkeitsarbeit dazu sprechfähiger zu werden.
 Damit unsere Beiträge gut aufgenommen werden, ist wichtig, dass wir uns gegenseitig
 auf Social Media unterstützen. Die Umfrage hat gezeigt, viele unserer Mitglieder sind
 noch nicht in einer Gewerkschaft organisiert oder fühlen sich ratlos, wo sie
 beitreten können. Deshalb brauchen wir auf Basis- und Landesebene Kernaktive, die
 darüber informiert sind und durch Wissensweitergabe die Leute vor Ort ermutigen
 beizutreten. An der Umfrage zu gewerkschaftlicher Aktivierung haben etwa 30%
 hauptsächlich in Lohnarbeit Tätige, 30% Studierende, 30% Schüler:innen und ca. 10%
 Azubis teilgenommen. Wir möchten uns in den Basisgruppen bemühen, gezielt Azubis auf
 Augenhöhe anzusprechen, da das für uns als sozialistischer Jugendverband wichtig ist.

 Wir müssen anerkennen, dass wir sprechfähiger zu konkreten sozialen Anliegen wie z.B.
 Wohnen werden sollten. Das möchten wir in dem nächsten Jahr angehen. Dabei ist uns
 eine verbindende Klassenpolitik wichtig: Wie sich auch in der Verbandsumfrage zeigte,
 ist soziale Gerechtigkeit mit Abstand am relevantesten für die Mehrheit unserer
 Mitglieder. Das gilt für Männer wie für Frauen & Nichtbinäre und genauso für
 Rassifizierte wie für Nicht-Rassifizierte. Eine soziale Wohnpolitik z.B. ist
 insbesondere im Interesse von denen, die besonders stark ausgebeutet werden. Was
 feministische Arbeit angeht, wollen wir uns als feministischer und sozialistischer
 Verband insbesondere auf materielle Anliegen wie (Schutz vor) Gewalt und Verteilung
 von Sorgearbeit stützen. Wir möchten, dass die Linksjugend dafür bekannt wird, sich
 für ein gutes Leben für alle einzusetzen.

 In diesem Jahr haben wir zum ersten Mal seit langer Zeit bundesweite Aktionen
 durchgeführt. So haben wir zu Wir Fahren Zusammen Streiksupport organisiert. Bei dem
 Aktionstag gegen die Kürzungspolitik haben sich über 40 Basisgruppen mit Ständen,
 Kundgebungen oder Aktionen beteiligt. Wenn wir gemeinsam handlungsfähig werden
 möchten, brauchen wir nicht nur weiterhin fruchtbare Bildungsorte wie die
 Winterakademie, das Grundlagenseminar und Theorie ohne Männer. Wir möchten unsere
 Veranstaltungen stärker mit den Anliegen unserer Kampagnen verbinden, um überregional
 handlungsfähig zu werden. Das ganze darf aber nicht Mittel zum Zweck bleiben, sondern
 es ist wichtig, dass wir dabei Spaß haben und uns gegenseitig unterstützen. Daran
 haben wir uns insbesondere auf dem Sommercamp als Ort der Selbstorganisation
 erinnert.

 Wir wollen uns stark machen für einen Jugendverband, in dem wir uns gegenseitig
 unterstützen und gemeinsam lautstark für den Sozialismus und damit das Gute Leben für
 Alle kämpfen. Denn die geeinte Linke war, die geeinte Linke ist und die geeinte Linke
 wird da sein für die Menschen, die in diesem System machtlos sind.

Gemeinsam Die Linke neu denken – Unser Parteiverhältnis


Obwohl Abstiegsängste zunehmen, es vielen Menschen zunehmend schlechter geht und die
 Ungleichverteilung von Reichtum und Macht weiterhin zunimmt, gelingt es der Linken
 nicht, die Ängste und Wut der Menschen aufzugreifen und daraus eine linke Gegenmacht
 zu organisieren, welche Druck auf die Regierung aufbaut. Rechte nehmen die multiplen
 Krisen und Kürzungspolitiken zum Anlass, um gesellschaftliche Gruppen gegeneinander
 auszuspielen. Die weitere Parteienlandschaft greift diese rassistischen Narrative
 auf, macht sie zum eigenen Programm und handelt entsprechend. Entgegen dieser
 Politiken braucht es eine sozialistische Massenpartei, die ihren Prinzipien treu
 bleibt und die gegen die Ungerechtigkeit der Verhältnisse und den aufsteigenden
 Faschismus kämpft!

 Der vorausgegangenen Krise der Partei Die Linke soll nun ein Umbruch erfolgen,
 welchem eine Hoffnung auf Erneuerung zugrunde liegt. Als sozialistischer
 Jugendverband ist es unsere Aufgabe für das Ziel einer sozialistischen Massenpartei
 auf unsere Partei einzuwirken und um sie zu kämpfen. Wir wollen, dass die Interessen
 und politischen Praktiken von Schüler*innen, Auszubildenden und Studierenden
 politisches Gehör finden – auch wenn sie kein Wahlrecht haben. Wir tragen sie in die
 Partei und ihre Programme, denn wir wollen uns nicht in Altersgruppen spalten,
 sondern gemeinsam für eine befreite Gesellschaft kämpfen.

 Dafür muss sich unser politisches Handeln grundlegend ändern. Wir wollen eine Partei,
 deren Mitglieder aktiv eingebunden werden und in dem eine Mitgliedschaft mehr als das
 Parteibuch bedeutet. Angebote und Möglichkeiten zu schaffen, um die Genoss*innen in
 unseren politischen Alltag zu integrieren. Wir wollen den Menschen die Erfahrung von
 Selbstwirksamkeit geben. Praxis ist zentral, entsteht aber nicht im luftleeren Raum.
 Sozialsprechstunden, Betriebsgruppen, Familienfeste, Haustürgespräche und
 Stadtversammlungen sind kein Selbstzweck. Sie entwickeln sich aus unserer
 marxistischen Gesellschaftsanalyse. Linkssein bedeutet Solidarität und das muss sich
 in unserer Umgangsform und Praxis widerspiegeln. Offen, freundlich, solidarisch und
 stets radikal. Nicht im Wort, sondern in unserem Tun zeigt sich unsere Radikalität.
 Die Wirkmächtigkeit einer sozialistischen Partei liegt nicht in den Parlamenten,
 sondern in der Gesellschaft. Gute Wahlergebnisse sollten nicht das hauptsächliche
 Ziel der Linkspartei sein, weil die Sitze in den Parlamenten zwar Ressourcen, jedoch
 nur beschränkt mehr Durchsetzungsmacht bringt. Wir wollen die Gesellschaft
 organisieren und verändern.
 Parlamentarische Arbeit bleibt dabei nicht liegen, sondern sie verändert sich hin zu
 einem Werkzeug der gesellschaftlichen Arbeit. Dazu muss die Linkspartei ihren
 Arbeitsschwerpunkt verschieben. Der Kapitalismus vereinzelt uns und raubt Stück für
 Stück die Menschlichkeit in unseren sozialen Beziehungen. Dem müssen wir ein Ort der
 Solidarität und der Begegnung entgegensetzten. Wir können zeigen, wie Gesellschaft
 sein könnte und wie ein Zusammenleben ohne Leistungsdruck und Konkurrenzdenken
 funktioniert.

 Die Linke könnte dieser Ort der emanzipatorischen Erfahrung sein und dadurch
 Gesellschaft organisieren. Die Partei hat dabei den Vorteil, dass sie nicht auf eine
 gesellschaftliche Gruppe oder regional beschränkt ist. Wir haben Aktivist*innen in
 allen Ecken des Landes, die jetzt schon eine Gemeinschaft bilden. Unsere Aufgabe ist
 es, sie in die Gesellschaft zu bringen und neue Orte der Vernetzung, Unterstützung
 und Organisation zu schaffen. Die Linkspartei muss dafür einen Rahmen bieten, der
 Menschen zusammenbringt und „soziale Probleme“ politisiert. Die sozialistische
 Bewegung braucht eine Linke Massenpartei und diese braucht eine organisierte Klasse.
 Die sozialistische Bewegung braucht eine Linke Massenpartei und diese braucht eine
 organisierte Klasse, um den Kapitalismus zu überwinden und eine neue, gerechte Welt
 zu erschaffen. Das können wir nicht alleine, sondern wir sind auf viele
 Mitkämpfer*innen angewiesen. Gleichzeitig betrifft der Klassenwiderspruch über 90
 Prozent der Bevölkerung. Daraus entsteht die Überzeugung, dass wir zu den Massen
 gehen müssen.
 Es reicht nicht, in der eigenen Suppe zu löffeln. Klasse als Kategorie und
 Selbstverständnis ist kaum mehr vorhanden. Wir müssen die Gesellschaft gegen unsere
 Ausbeuter*innen in Stellung bringen. All die Menschen, die unwissentlich von ihren
 Chefs ausgebeutet werden, egal wie groß oder klein der Betrieb, Frauen, die die
 „reproduktive“ Arbeit machen, unsichtbar und meist unentlohnt. Migrantisierte
 Menschen, die in zumeist prekarisierten Bereichen arbeiten und damit dem Kapitalismus
 die Billiglohnarbeiter*innen stellen. Alle werden wir vom Kapitalismus unmenschlich
 behandelt. Es brauch die geeinte Kraft der sozialistischen Bewegung, um den
 Kapitalismus von seinem Thron zu stürzen und beide in die Historie zu verbannen.
 In dieser revolutionären Tat nehmen wir eine besondere Rolle ein. Als Jugendverband
 einer Partei verorten wir verschiedene Besonderheiten.

 Als Jugendverband sind wir ein Ort der politischen Sozialisation für junge Menschen.
 Für sie sind wir nicht nur der erste Berührungspunkt mit linker Politik und Praxis,
 sondern ein Ort, an dem sie die Wirksamkeit ihres Engagements erlernen und erfahren
 können, unabhängig davon, ob sie Mitglied der Linken sind oder nicht. Wir sind also
 eine Anlaufstelle für junge Menschen, die von der Linken (noch nicht) abgeholt
 werden. Damit DIE LINKE. ihr volles Potential ausschöpfen kann, braucht es angesichts
 der Kriege, Inflation und Klimakrise ein positives Zukunftsbild für die junge
 Generation. Wir beschäftigen uns im Jugendverband mit Utopien, der Frage was wir mit
 einer befreiten Gesellschaft verbinden oder was demokratischer Sozialismus konkret
 bedeutet. Deshalb wollen wir eine Vision einer radikal besseren Zukunft und Hoffnung
 auf eine befreite Gesellschaft in DIE LINKE. hineintragen und an viele
 unentschlossene junge Menschen herantragen.

 Bei Linksjugend [‘solid] und Die Linke.SDS erlernen Schüler*innen, Auszubildende und
 Studierende neue Konzepte und eigene Ideen auszuprobieren sowie Theorie und Praxis zu
 verbinden. Sie lernen über politische Theorie, die Geschichte der
 Arbeiter:innenbewegung und sind zeitgleich bei Demos, Blockaden, Besetzungen dabei.
 Sie knüpfen außerdem Kontakt zu Bewegungen, engagieren sich in Bündnissen, lernen
 gute Verbindungen über der Partei hinaus aufzubauen. Dadurch haben wir eine
 Scharnierfunktion zwischen der Bewegung und der Linken, und zeigen, dass wir nicht
 nur in Gremien und Parlamenten einen Unterschied machen können. Wir arbeiten an der
 Veränderung des gesellschaftlichen Diskurses, denn ohne gesellschaftliche Mehrheiten
 und kulturelle Hegemonie kann keine Partei erfolgreich sein. Als Jugendverband treten
 wir nicht zu Wahlen an und haben deswegen ein gesellschaftliches und ganzheitliches
 Politikverständnis. Wir erinnern unsere Genoss:innen in der Partei daran, dass eine
 sozialistische Partei kein Wahlverein, sondern gesellschaftliche Partei sein
 bedeutet.

 In einem Verständnis von geteilten Rollen können wir die Partei mit eigenen
 Positionierungen, Aktionen und Bündnispolitik in einer Weise unterstützen, wie sie es
 per Organisationsform selbst nie könnte oder sollte. Die Verbindung von pädagogischer
 und aktivistischer Praxis sind unsere Kernelemente als Jugendstruktur. Wir können
 flexibler auf neue Konzepte reagieren und bei unseren Positionierungen und Praxis
 einen Schritt vorausgehen, den die Partei noch nicht gehen kann. Wir nutzen dies, um
 fähige, eigenständige sowie selbstkritische Aktive herauszubilden.

 Als parteinaher Jugendverband ist es uns wichtig, eine kritisch-solidarische Position
 gegenüber der Partei einzunehmen und produktive Kritik in das Parteileben beständig
 einzubringen. Wir sehen uns als politisches Korrektiv, das Veränderungen in der
 Parteipraxis und den -strukturen vorrangig von innen heraus anstrebt, jedoch
 öffentliche Kritik bei großen politischen Fehlern nicht ausschließt.

 Unsere eigenen Perspektiven bringen wir solidarisch in die Partei ein und
 unterstützen im Parteileben, bei Kampagnen, Wahlkämpfen und nicht zuletzt der
 Parteierneuerung. Mit jungen Kandidierenden der Linken, die oftmals aus
 Jugendverbandsstrukturen kommen, schaffen wir es gelegentlich auch methodisch und
 praktisch neue Maßstäbe von Parteiarbeit zu setzen. Zur Umsetzung und Einbringung
 unserer Perspektiven stehen uns aufgrund der Nähe sowie der formalen Verankerung und
 Kontakten verschiedene Mittel zur Hand, wie bspw. Antragsrechte und Vertreter*innen
 des Jugendverbandes im Parteivorstand und Landesvorständen sowie anderen wichtigen
 Gremien und Parlamenten. Diese sind wichtige Werkzeuge, um uns produktiv einbringen
 zu können.

 Unser Ziel ist es, Die Linke zu einem noch besseren und wirkungsvolleren Ort für
 gesellschaftliche und demokratisch-sozialistische Politik zu machen. Die starren
 Hierarchien, veraltete Konzepte und Verschlossenheit gegenüber neuen Ideen machen den
 Übergang vom Jugendverband in Parteistukturen jedoch schwer. Statt Konkurrenz und
 Selbstausbeutung wünschen wir uns eine Parteikultur der Solidarität und
 Wertschätzung. Als offene Struktur haben wir die Möglichkeit, Kritik an der
 politischen Praxis der Partei zu üben und Resilienz gegenüber ihren trägen
 Parteistrukturen zu entwickeln, um nicht in diesen zu verbrennen.

 Unabhängig vom aktuellen Erneuerungsprozess in der Linkspartei kämpfen unsere
 Genoss:innen seit Jahren inner- und außerhalb der Linken für Veränderung. Etliche
 Genoss:innen, die die Linkspartei aus Jugendverbands- und
 Studierendenverbandsperspektive kritisierten, sind jetzt selbst Funktionär:innen der
 Partei. Die Partei konnte sich mit ihnen und durch sie bereits verändern und
 verbessern. Wir bekennen uns zum aktuellen Erneuerungsprozess der Linken, wissen
 aber, dass es beständige Erneuerung der Partei braucht. Dafür kämpfen Genoss:innen
 der Linksjugend [‘solid] und Die Linke.SDS nun seit Jahrzehnten und wir werden es
 weiter tun.

 Ein kritisch-solidarisches Verhältnis zu unserer Partei meint letztlich die
 konstruktive Praxis von all dem, was in diesem Antrag skizziert wurde. Es ist an uns
 das Verhältnis dauerhaft zu überprüfen und zu hinterfragen. Mit der bevorstehenden
 Bundestagswahl entscheidet sich die Zukunft der Partei. Wir müssen uns Gedanken
 machen, was das für uns, als Menschen, als Sozialist*innen, als Genoss*innen, als
 Jugendverband, bedeutet.

 Niemals alleine – Immer zusammen

Jahresplan 2025


Das Jahr 2025 wird für uns wegweisend. Die Bundestagswahl im September wird eine
Herausforderung und ihr Ausgang prägend für uns als linksjugend [’solid]. Unsere
Mutterpartei kämpft um den Erhalt der Partei, der auch für uns wichtig ist. Im
letzten Jahr konnten wir uns als Organisation weiterentwickeln. Wir haben zum ersten
Mal seit langer Zeit einen bundesweiten Aktionstag durchgeführt und sind sprechfähig
gegen die Kürzungspolitik geworden. Die Bildungsveranstaltungen sind so gut besucht
wie noch nie und Basisgruppen reagieren dynamisch auf die gesellschaftliche
Situation. Das Intranet bietet uns allen eine gute digitale Infrastruktur.

 Um nächstes Jahr in unsere Kampagne gut zu starten, brauchen wir jetzt Einigkeit in
 unserer Strategie und Praxis. Dieser Jahresplan soll helfen, gemeinsam, als ein
 Verband, für unser Ziel zu arbeiten. Er bietet eine Übersicht und soll ein Leitfaden
 für die Basisgruppen und Landesverbände sein. Er bietet die Chance einer
 organisatorischen Einigkeit als gesamte Organisation.

 Arbeitsschwerpunkte
 Auf allen Ebenen fokussieren wir uns nächstes Jahr thematisch auf unsere Schwerpunkte
 für die Bundestagswahl: Wohnen als Fokusthema und Umverteilung als Zusatz. Sowohl in
 unseren Bildungsveranstaltungen, als auch in unserem Auftreten und Aktionen
 fokussieren wir uns auf diese beiden Themen. Dadurch erreichen wir ein kohärentes
 Auftreten, vor und nach der Kernwahlkampfzeit. Das stärkt unser Miteinander und
 unsere Außenwahrnehmung.

 Die Kernwahlkampfzeit bildet die Spitze unserer Aktivität mit den Themen. Die
 Bundestagswahl ist der erste praktische Arbeitsschwerpunkt. In den Landesverbänden
 und Basisgruppen wollen wir unsere Kampagne vorbereiten, um dann schlagkräftig
 aufzutreten.

 Dieses Jahr konnten wir mit dem Aktionstag gegen die Kürzungspolitik beeindruckend
 zeigen, dass wir als Verband dazu in der Lage sind, an einem Projekt zu arbeiten.
 Diese Erfahrung wird uns für den Aktionstag im Mai zugutekommen. Dieser wird
 gleichzeitig eine kleine Generalprobe für die heiße Wahlkampfzeit. Den Wahlkampf an
 sich wollen wir vor allem nutzen, um als Organisation zu wachsen. Einerseits in
 unserer Kampagnenfähigkeit, als auch in der Masse: durch Organizing wollen wir neuen
 Menschen einen Ort für gesellschaftliche Veränderung bieten. Wir sind nicht auf
 kurzfristigen Wahlerfolg aus, sondern der langfristigen Organisierung möglichst
 vieler junger Menschen.
 Anfang des Jahres wird in den Basisgruppen ein Strategiefindungsprozess beginnen. Um
 uns als Verband auch nach der Wahl geeint zu bleiben, müssen wir eine langfristige
 Perspektive entwickeln: Was ist unser gemeinsames Ziel als Jugendverband? Sowohl für
 die Organisationsentwicklung und die Bundestagswahlkampagne müssen alle Ebenen
 zusammengedacht werden und sich praxisnah verzahnen.

 Bundestagswahl
 Zur nächsten Bundestagswahl fahren wir eine Jugendwahlkampagne mit unseren
 Schwerpunkten Wohnen (als Kernthema) und Verteilung (zur Ergänzung). Zur Vorbereitung
 gibt es mehrere Veranstaltungen und Phasen. Als Verband wollen wir es schaffen,
 kohärent aufzutreten und zu handeln. Das wird die Kampagne durch unterschiedliche
 Phasen und Aktivitäten erreichen.

 Eine organisatorische Potenzialanalyse der Landesverbände soll zeigen, welche
 Basisgruppen wie arbeitsfähig sind und an welchen Stellen Kapazitäten für den
 Gruppenaufbau investiert werden müssen. Dieses Wissen soll uns helfen, den Verband
 ganzheitlich entwickeln zu können.

 Durch Train the Trainers bilden wir nicht nur Menschen für unsere politische Bildung
 aus, sondern arbeiten gezielt auch für die Kampagne. Grundlegend sollen die
 Trainer:innen die Kampagne in den Landesverbänden im Detail vorstellen. Dadurch
 werden wir alle an einem Strang ziehen. Das Theoriewissen, welches wir dafür
 brauchen, bekommen wir ebenso von den Trainer:innen. Diese werden inhaltliche
 Grundlagenworkshops zu unseren Kernthemen im Verband halten.

 Um ein geeintes Vorgehen auch zwischen Veranstaltungen besser gewährleisten zu
 können, wird es im April eine LSpR-BSpR-Konferenz geben. Kernaktive und Kader aus den
 Landesverbänden treffen sich ein Wochenende mit dem Bundessprecher:innenrat (BSpR),
 um die Kampagne genauer zu besprechen und Verzahnungen zwischen den LVs herzustellen.
 Es wird eine Plattform für Austausch und Feedback gegeben. Hier sollen auch erste
 Ergebnisse und Erfahrungen mit dem Strategieprozess besprochen werden. Auch hier
 wollen wir Perspektiven über den Tellerrand des 28.09.25 hinweg entwickeln. Nach der
 Wahl wird es eine weitere Konferenz geben. Diese wird teilweise zur Auswertung der
 Kampagne, vor allem aber zur Entwicklung einer gemeinsamen Praxis sein. Die
 Ergebnisse des Bukos, der sich sicherlich auch mit der Situation auseinandersetzen
 wird, bieten die Grundlage für die gemeinsame Debatte.

 Organisationsentwicklung
 Natürlich wollen wir uns nächstes Jahr auch weiterentwickeln. Dafür sind wir auf
 festgeschriebene Ziele angewiesen, die auch überprüfbar sind. Dabei kann die
 Entwicklung nicht als Entwicklung eines Gremiums gesehen werden. Alle Mitglieder sind
 verantwortlich für die gemeinschaftliche Entwicklung der ganzen Organisation.
 Um als Bundesverband schlagkräftig zu sein, braucht es eine gemeinsame Strategie.
 Deswegen wollen wir nächstes Jahr besonders an unserer Debatte und Entwicklung einer
 kohärenten Strategie und einem gemeinsamen Strategieverständnis arbeiten. Dieser
 Prozess kann für uns prägend werden, da er auch die Grundlage für zukünftige
 Strategiediskussionen legen soll. Regionalkonferenzen bündeln die Ergebnisse, die
 ebenso auf der LSpR-BSpR-Konferenz besprochen werden. Der Prozess wird zeigen,
 welcher Umgang den Ergebnissen angemessen ist.
 Räume für Austausch zu geben, ist wichtig. Gerade aktiv und offen über Verbandskultur
 zu reden, ist ein wichtiger Schritt, um sie zu verbessern. Wir werden die LSpR-BSpR-
 Konferenz nutzen, um uns aktiv über unseren gemeinsamen Umgang auszutauschen. Unsere
 Kampagne bietet die Möglichkeit, eine solidarische Verbandspraxis zu verbreiten.
 Damit können wir einen Prozess anstoßen, der in den nächsten Jahren weiterlaufen
 wird.
 Nach der Bundestagswahl entscheiden sich (erfahrungsgemäß) viele neue Menschen, sich
 gegen die herrschenden Zustände bei uns zu engagieren. Dadurch wird die Einbindung
 der Neumitglieder im Oktober eine besondere Herausforderung für unseren Verband. Der
 Bundesverband wird deswegen direkt im Oktober ein Grundlagenseminar anbieten, aber
 auch die Landesverbände und Basisgruppen sind gefragt und sollten Angebote und
 Strukturen für die Aktivierung der neuen Interessierten schaffen.

 Politische Bildung
 Auch nächstes Jahr werden wir ein breites Angebot an politischer Bildung beibehalten.
 Um unsere Kampagne schlagkräftig durchzuführen, wird der Fokus der Veranstaltungen
 entweder auf den Methoden der Kampagne selbst oder auf den Kernthemen liegen.

 Das Jahr beginnt mit unserer größten Bildungsveranstaltung, der Winterakademie. Auf
 dieser werden wir uns mit sozialistischer Praxis und Wohnen auseinandersetzen. Wir
 suchen nach der theoretischen Basis verschiedener Formen von Praxis und wie diese
 einzuordnen sind. Das soll uns im weiteren Jahr eine Leitplanke für unsere
 Organisations- und Strategieentwicklung sein. Auf dem Verbandswochenende machen wir
 zur Theorie die Praxis. Einerseits werden wir uns mit Kampagnenarbeit
 auseinandersetzen und gleichzeitig diskutieren wir, welche Praxis daraus und aus der
 Winterakademie für uns ableitbar wäre.
 Das Sommercamp ist der zentrale Ort für uns, um zusammenzukommen. Politische Arbeit
 funktioniert deutlich besser, wenn es ein Wir-Gefühl gibt. Das Sommercamp bietet
 Raum, das Entstehen zu lassen. Yoga, Baden, Sprayen und Feiern bringen uns als
 Menschen näher und verbessern unsere politische Arbeit. Das Sommercamp liegt mitten
 in der Wahlkampfphase. Das gibt einerseits die Möglichkeit nochmal Energie für die
 letzten Wochen zu sammeln und andererseits die Möglichkeit für Reflexion. Menschen
 aus unterschiedlichen Landesverbänden können sich über Erfahrungen bei ihnen vor Ort
 austauschen und teilweise können sogar Verzahnungen geplant werden.
 Neben den großen Formaten gibt es auch noch die kleineren Seminarreihen. Das
 Grundlagenseminar findet sowohl vor der Kampagne als auch nach der Kampagne, gezielt
 für Neumitglieder, statt. Theorie ohne Männer findet je einmal vor und nach der Wahl
 statt.
 Das erste, im Juni, beschäftigen wir uns vor allem mit dem politischen System und den
 Wahlen. Aus einer marxistisch-materialistischen Sicht, werden wir reflektieren,
 welche Rolle Wahlen eigentlich für eine sozialistische Organisation einnehmen. Die
 Kritik am Parlamentarismus sollte uns auch bewusst sein, während wir für eben jene
 Parlamente werben. Im Dezember beschäftigen wir uns nochmal intensiver mit Strategie
 und sozialistischen Organisationen. Gezielt sollen Menschen ein
 Organisationsverständnis entwickeln, um sich an kommenden Strukturdebatten zu
 beteiligen. Das erste Mal wird es das Förderwochenende für migrantisierte Menschen
 geben. Im Mai soll das ein Ort der gegenseitigen Unterstützung öffnen. Bildung,
 Skillshare und Vernetzung sollen helfen, von Rassismus betroffene Menschen besser zu
 unterstützen.
 Ende 2024 beginnen wir mit der zweiten Reihe von „Train the Trainers“, die Anfang
 2025 weitergeführt wird. Es werden Menschen ausgebildet, die politische Bildung in
 unserem Verband zu organisieren und durchzuführen. Damit können wir stetig mehr und
 mehr Veranstaltungen ausschließlich selbst stemmen und die Qualität unserer
 politischen Bildung verbessern. Gleichzeitig führen die Trainer:innen die Basistour
 durch. Unsere Schwerpunktthemen werden inhaltlich aufbereitet und in möglichst vielen
 Basisgruppen verbreitet, um uns wirklich sprechfähig zu machen.

 Im Folgenden eine kurze Übersicht über die Konzepte der einzelnen Veranstaltungen:
 Grundlagenseminar (GLS)
 Basics in marxistischer Philosophie, die für alle Mitglieder und Interessierten
 wichtig ist.
 Winterakademie (WiAk)
 Als größte Bildungsveranstaltung, mit dem Fokus auf der Auseinandersetzung mit
 (größtenteils) tiefergehender Theorie.
 Theorie ohne Männer (ToM)
 Bei der Seminarreihe ToM werden gezielt Frauen und Nichtbinäre gefördert. Wir wollen
 gezielt Menschen unterstützen, die im Patriarchat und darauf aufbauen in politischen
 Organisationen strukturell benachteiligt sind und sie in Debatten und der politischen
 Arbeit ermächtigen, die eigene Meinung selbstbewusst zu vertreten und sich zu wehren
 bei ungerechter Behandlung im Kontext von Bildung.
 Verbandswochenende (VeWe)
 Hier geht es hauptsächlich um Arbeit an dem eigenen Verband. Angepasst an die Lage im
 Verband kann es unterschiedliche Workshops geben. Bundesarbeitskreise können sich
 hier treffen, teilweise entstehen auch neue Verbandsstrukturen.
 Sommercamp (SoCa)
 Das SoCa besteht aus einer intensiven Woche gemeinsamer Zeit und Selbstorganisation.
 Wir haben Raum für Bildung, Spiel, Sport und Spaß. Hier ist das Motto: Alles kann,
 nichts muss.
 Bundeskongress (Buko)
 Der jährliche Bundeskongress ist das höchste beschlussfassende Gremium. Es besetzt
 Gremien und beschließt Anträge.
 LSpR-BSpR-Konferenz
 Dieses Format gibt Raum für eine Abstimmung zwischen den Landessprecher:innenräten
 Landesverbänden und dem Bundessprecher:innenrat um an einer gemeinsamen Strategie und
 Praxis zu reden.
 Regionalkonferenzen
 In den Basisgruppen findet der Prozess zur Strategiefindung statt. Die
 Regionalkonferenzen sollen diese Ergebnisse bündeln und den weiteren Prozess
 organisieren.
 Förderwochenende für migrantisierte Personen
 Um gezielt migrantisierte Mitglieder zu fördern, bietet dieses Wochenende ein Raum
 für Bildung, Skillshare und Vernetzung.
 Skillshare Akademie (SkiAk)
 Auf der Skillshare Akademie werden praktische Fähigkeiten zu unterschiedlichen Themen
 ausgetauscht. Die Teilnehmenden sind gleichzeitig die lehrenden.

Basisdemokratische Alternative zur Antragsberatungskommission durch digitale Mittel

Beschluss des XVI. Bundeskongresses II. Tagung vom 23.-24. Februar 2024


Vor dem nächsten Bundeskongress wird die Antragsberatungskommission an einem neuen
 Ansatz für die Priorisierung von Anträgen arbeiten. Dieser Ansatz kombiniert die
 Priorisierung durch die Kommission selbst mit direkten Abstimmungen unter den
 Delegierten des Bundeskongresses.

Die Kommission wird weiterhin Anträge nach ihrem Inhalt gruppieren und solche
 priorisieren, die beispielsweise aufgrund ihrer Dringlichkeit, ihrer allgemeinen
 politischen Bedeutung, ihres starken Rückhalts im Verband oder ihrer unmittelbaren
 Auswirkungen auf die Verbandsarbeit in naher Zukunft besonders wichtig sind. Dadurch
 soll vermieden werden, dass nur besonders umstrittene Anträge behandelt werden,
 während wichtige, aber weniger emotionale Anträge vernachlässigt werden und die
 Handlungsfähigkeit des Verbands gefährdet wird.

Zu inhaltlichen Anträgen oder Themenfeldern, die sich nicht durch genannte Faktoren
 hervorheben, soll eine direktdemokratische Priorisierung stattfinden. Konkret heißt
 das, dass die Antragsberatungskommission eine Abstimmung zu Beginn des
 Bundeskongresses vorbereitet, bei der der Bundeskongress direktdemokratisch
 entscheiden kann, welche Anträge oder Themenfelder in welcher Reihenfolge behandelt
 werden.

Gegen jeden Antisemitismus – Für eine konkrete Antisemitismusdefinition

Beschluss des XVI. Bundeskongresses II. Tagung vom 23.-24. Februar 2024

Die linksjugend [’solid] erkennt an, dass Antisemitismus in unserer Gesellschaft seit
 Jahrhunderten verankert ist. Viele unserer Vorfahren tragen Schuld, dass dieser
 Antisemitismus im unvergleichlichem Verbrechen am jüdischen Volk, der Shoa, gipfelte.
 Mit dem Sieg über den deutschen Faschismus wurde der Antisemitismus keineswegs
 überwunden. Antisemitische Verschwörungserzählungen beschränken sich nicht auf
 neonazistische Kleingruppen, sondern stoßen in vermeintlich über politischen
 Massenbewegungen auf breite Akzeptanz. Im Kontext des eskalierenden Nahostkonfliktes
 werden jüdische Menschen immer häufiger angegriffen und für die Politik des
 israelischen Staates verurteilt. Doch genau weil der gesellschaftliche Antisemitismus
 so anpassungsfähig und perfide ist, können seine Ausprägungen nicht erschöpfend
 aufgezählt werden. 

Als antifaschistischer Jugendverband verstehen wir es als unsere historische und
 politische Verantwortung, den gesellschaftlichen Antisemitismus in allen seinen
 Erscheinungsformen anzugreifen. Dieser Verantwortung können wir aber nur dann gerecht
 werden, wenn wir fähig sind, einen kontinuierlich veränderlichen und oft verdeckt
 auftretenden Antisemitismus als solchen zu erkennen und zu benennen. Voraussetzung
 dafür ist eine robuste und akademisch anerkannte Antisemitismusdefinition.

Als linksjugend [’solid] setzen wir unserer Analyse und Kritik von Antisemitismus
 deswegen die Jerusalemer Erklärung zum Antisemitismus (JDA) zur Grundlage. Die JDA
 wurde von Antisemitismusforscher:innen entwickelt, und wird von vielen renommierten
 Wissenschaftler:innen unterstützt. Ziel der JDA ist es, eine präzise
 Antisemitismusdefiniton zu liefern, und anhand von Beispielen aufzuzeigen, welche
 Aussagen und Handlungen, auch im Kontext des Nahostkonfliktes, in jedem Fall
 antisemitisch sind, und welche nicht. Die Verfasser:innen und Unterstützer:innen der
 JDA vertreten unterschiedliche Positionen zum Nahostkonflikt. Ziel der JDA ist es
 nicht, in diesem Konflikt eine bestimmte Position vorwegzunehmen, sondern die
 Antisemitismusdefinition gegen Missverständnisse, Unklarheiten und politische
 Instrumentalisierung abzusichern. 

Als pluralistischer Jugendverband ist es uns wichtig, dass wir Räume schaffen, in dem
 junge Menschen miteinander Diskutieren, und ihre eigene Position herausbilden können.
 In diesen Räumen müssen inakzeptablen Aussagen klare Grenze gesetzt werden, und diese
 Grenzen begründet werden. Auf Grundlage der JDA können wir diesem Anspruch in Bezug
 auf Antisemitismus gerecht werden. Innerhalb dieser Grenzen hindert die JDA uns nicht
 daran, individuell und als Verband politische Positionen zu beziehen und nach außen
 zu vertreten, und unser Ziel ist es weiterhin unsere Positionierung selbstkritisch
 und kontinuierlich zu reflektieren, und gemeinsam an aktuelle Entwicklungen angepasst
 auszuarbeiten.

Die gesamte Jerusalemer Erklärung auf Deutsch:


https://jerusalemdeclaration.org/wp-content/uploads/2021/03/JDA-deutsch-final.ok_.pdf

Website der Jerusalemer Erklärung zum Antisemitismus auf Englisch, inklusive der
 Unterzeichner:innen:


https://jerusalemdeclaration.org/

Kein Jugendverband ohne Inklusion!

Beschluss des XVI. Bundeskongresses II. Tagung vom 23.-24. Februar 2024

Inklusion ist ein Grundprinzip des Jugendverbandes. Menschen
mit Behinderungen chronischen Erkrankungen und andere Menschen
mit Inklusionsbedarf haben das Recht auf gleichberechtigte Teilhabe im Jugendverband.
Zur Verbesserung der Durchsetzung des Rechts auf gleiche Teilhabe beruft sich der XVII. Bundeskongress durch Wahl eine*n oder zwei Inklusionsbeauftragte auf eine Amtszeit von zwei Jahren. Eine etwaig innerhalb der Amtszeit erforderliche werdende Nachwahl ist möglich.
Die*der Inklusionsbeauftragte bzw. die Inklusionsbeauftragten ist/sind Ansprechpartner*in(nen) für Menschen mit Inklusionsbedarf.
Er*sie achtet im bzw. sie achten im Vorfeld von Veranstaltungen des Bundesverbandes in Absprache mit der Bundesgeschäftsstelle auf den Abbau von Barrieren und steht/stehen im Austausch mit dem Bundessprecher*innenrat und den Landesverbänden. Er*sie berichten bzw. sie berichten dem Länderrat.
Zum Ablauf der zweijährigen Amtszeit wird das Amt evaluiert. Der Verband berät je nach Ergebnis der Evaluation eine Verstetigung des Amtes durch Satzungsänderung.

Der Hauptfeind steht nicht im eigenen Verband – gegen Mobbing und autoritäre Strafphantasien, auch im Jugendverband

Beschluss des XVI. Bundeskongresses am 27.-29. Oktober 2023 in Frankfurt am Main

Als sozialistischer Jugendverband muss für uns klar sein: Auch, wenn wir die befreite Gesellschaft nicht einfach so für uns selbst umsetzen können, sollten unsere Vorstellungen darüber, wie die Welt sein sollte, ein Stück weit auch in der gemeinsamen Praxis vorweggenommen werden. Wenn wir uns gegenseitig kaputt machen, können wir nicht glaubhaft von Solidarität reden. Wenn wir fordern, die Logik von Strafe im Justizsystem zu überwinden, gleichzeitig aber im Umgang miteinander vor Strafbedürfnis nur so überschäumen, passt etwas nicht zusammen.

Probleme mit dem solidarischen Umgang im Verband gibt es schon lange, die Schuldlässt sich keiner einzelnen Personengruppe zuweisen. Es ist wichtig, Kritik zu üben und sich über die Sache hart zu streiten. Es ist menschlich, auch ab und zu Frustration über Genoss:innen in kleiner Runde zum Ausdruck zu bringen und sich hierauszutauschen. Wir brauchen aber mehr Zivilcourage und klarere Interventionen der Führung, wenn Grenzen überschritten werden.  

Insbesondere erachten wir folgende Verhaltensweisen als schädlich:
– Drohungen mit psychischer und physischer Gewalt.  
– Veröffentlichung privater Daten von Genoss:innen.      
– Im Rahmen interner Konflikte Genoss:innen einschüchtern, indem man Reichweite auf Social Media als innerverbandliches Druckmittel nutzt und mit Shitstorms droht.      
– Im Kontext politischer Auseinandersetzungen persönliche Eigenschaften von Genoss:innen (bspw. Probleme bezüglich mentaler Gesundheit) hereinziehen und gegen Genoss:innen instrumentalisieren.  
– Öffentlich (insbesondere auf Social Media) über einzelne Genoss:innen herziehen.
– Kontroversen noch während sie ausdiskutiert, werden auf Social Media tragen.
– Einzelpersonen für politische Entscheidungen, die man falsch findet, alleinverantwortlich machen und persönlich fertig machen.    
– Politische Konflikte auf Einzelpersonen und ihr (angebliches) Fehlverhalten reduzieren.    
– Konkrete Kritik an konkreten Verhaltensweisen nicht direkt ansprechen, sondern nur abstrahiert über sie raunen.  
– Wissentlich falsche Gerüchte über Genoss:innen verbreiten.   Wissentlich politische Positionen von Genoss:innen falsch darstellen.  
– Genoss:innen auf Veranstaltungen auslachen.      
– Öffentlich (z.B. auf Social Media) oder quasi-öffentlich (z.B. in sehr großen Gruppen) persönliche Strafphantasien gegen Genoss:innen aufgrund politischer oder organisationspolitischer Differenzen zum Ausdruck bringen.

Gegen solche Verhaltensweisen müssen mehr Menschen aus allen Strömungen und Landesverbänden einschreiten. Dabei ist es wichtig, Menschen den Raum zu geben, aus Fehlern zu lernen, wofür es wichtig ist, Vorwürfe konkret zu erklären und nicht direkt Kalkül zu unterstellen. Bei all diesen Dingen ist klar, dass für Personen mit (formellen oder informellen) Führungspositionen auf Landes- oder Bundesebene andere Maßstäbe gelten als für einfache Mitglieder.

Um einen Kulturwandel zu unterstützen, beschließt der Bundeskongress konkret:
– Beschlussfassende Gremien wie der Bundeskongress, der Länderrat und der Bundessprecher:innenrat werden beauftragt, in ihre Geschäftsordnung gewisse Verhaltensregeln und mögliche Umgangsweisen mit deren Verletzung aufzunehmen, damit das Präsidium bei mehrfacher offensichtlicher Überschreitung der vereinbarten Regelungen einschreiten kann.        
– Auf bundesweiten Veranstaltungen wie der Winterakademie und dem Sommercamp soll es neben Ansprechpersonen für Awareness auch mindestens eine Ansprechperson aus dem Orgateam geben, die für problematisches Verhalten ansprechbar ist, was weder übergriffig noch diskriminierend ist.    
– Auf allen bundesweiten Veranstaltungen sollen Verhaltensrichtlinien zum solidarischen Umgang ausgehangen werden.      
– Bei Fehlverhalten außerhalb von bundesweiten Veranstaltungen sind auch die Landesverbände aufgefordert, ggf. mit Genoss:innen, die sich problematischverhalten, zu reden.        
– Der Bundessprecher:innenrat wird aufgefordert, den Aufbau einer Streitschlichtungsstruktur zu initiieren. Diese soll als AG dem Bundessprecher:innenrat angegliedert sein und auf Grundlage transparenter öffentlicher Handlungskonzepte handeln.
– Damit die Mediationsstruktur effektiv sein kann, müssen unsere Mitglieder aktiv an deren Strukturaufbau mitwirken. Deshalb beauftragen wir den Bundessprecher:innenrat, ein Wochenendseminar zu organisieren, in welchem sich (unter anderem verbandserfahrenere) Mitglieder mit Mediation auseinandersetzen und sich dann überlegen, wie eine Mediationsstruktur in unserem Verband aussehen kann.
– Eine Mediationsstruktur darf kein Ersatz sein für die Bemühung von uns allen, solidarisch miteinander zu sein. Der Bundessprecher:innenrat wird deshalb dazu beauftragt, Leitfaden zu Streitschlichtung an die Landesverbände zu verbreiten.

Leitantrag: Es liegt an uns

Beschluss des XVI. Bundeskongresses am 27.-29. Oktober 2023 in Frankfurt am Main

Wir müssen eine neue Strategie finden und diese gemeinsam verwirklichen. In letzter Zeit sind die Forderungen nach Veränderungen und einer neuen Ausrichtung immer lauter geworden in der Linksjugend [`solid]. Wir sind Alle Teil eines antifaschistischen, basisdemokratischen, feministischen und sozialistischen Jugendverbandes. Mit diesem Selbstverständnis ist die Basis geschaffen für die Erarbeitung einer verbandsweiten Strategie.

Um auf die Krisen unserer Zeit reagieren zu können, brauchen wir als Verband eine klare strategische Ausrichtung. Wir sind Alle Teil eines antifaschistischen, basisdemokratischen, feministischen und sozialistischen Jugendverbandes. In den letzten Jahren haben wir die Grundsteine für eine strategische Orientierung des Verbands auf massenhafte Organisierung, Selbstbefreiung und Politik, die an die Interessenlage der Menschen selbst anknüpft, gelegt. Da sich die politische Situation aber immer weiter entwickelt, ist es notwendig, diese Ausrichtung zu konkretisieren und zu aktualisieren.

Dies ist ein langer Prozess, bei welchem jegliche Strukturen und Perspektiven miteinbezogen werden müssen, um unseren basisdemokratischen Ansprüchen gerecht zu werden. Die Strategie für das kommende Jahr muss inhaltliche Antworten auf anhaltende und verstärkte Krisen sowie auf einen tiefgreifenden politischen Wandel der Gesellschaft geben.

Wir befinden uns an der Schwelle zu wahrhaft dystopischen Zeiten. Es wird immer stärker erforscht, wann wir Kipp-Punkte erreichen und Forscher:innen werden dahingehend immer pessimistischer. Die aktuelle Klimakrise ist menschengemacht. Nicht, weil Menschen aus sich heraus schlecht sind, sondern weil im Kapitalismus Profit – statt den Bedürfnissen der Menschen und den Grenzen der Erde – an erster Stelle steht.

Obwohl die Uhr tickt, scheint es beinahe so, als würde die anhaltende Klimakrise in Vergessenheit geraten. Fridays for Future verliert Relevanz, linke Organisationen beteiligen sich immer weniger an der Klimabewegung, das mediale Interesse ist am Schrumpfen und auch die wahren Ursachen sowie sämtliche Ausmaße der Klimakrise werden verkannt.  Der Konflikt zwischen dem Kampf für eine gute Arbeit und gegen die Klimakrise spitzt sich zu: Viele Arbeiter:innen sehen ihre eigenen Arbeitsplätze in Grüner Klimapolitik bedroht oder haben Angst davor, dass Mehrkosten für Grünen Kapitalismus auf sie abgewälzt werden. Während es gute Ansätze gibt, wie z.B. eine wachsende Kooperation zwischen Gewerkschaften und Klimabewegung, sind diese erst in den Startlöchern.

Profitinteressen verhindern Klimaschutz und verschlimmern das Klima.

Für uns ist klar: Der Kapitalismus muss als Kernursache der Klimakrise benannt und angegriffen werden, denn diese Krise können wir innerhalb eines kapitalistischen Systems nicht überwinden. Unternehmen im Kapitalismus sind dazu gezwungen, Profit zu machen. Wenn sie sich dagegen weigern, gehen sie bankrott und verlieren ihren Standortvorteil; kurz: sie gehen im Konkurrenzkampf unter. Das Abschöpfen von Profit ist allerdings erst dadurch möglich, dass Arbeiter:innen nicht angemessen ihrer Arbeit entlohnt und nicht als die tatsächlichen Produzent:innen von gesellschaftlichem Wohlstand anerkannt werden. Kapitalismus bewegt sich dauerhaft in diesem Widerspruch, welcher ihn selbst droht, zu zerreißen: Kapitalisten sind angewiesen auf menschliche Arbeitskraft und gleichzeitig auf ihre Ausbeutung. Auch eine Klimakrise wird langfristig unbezahlbar und kurzfristige Gewinne bedeutungslos werden, wenn Kapitalismus bestehen bleibt. Und trotzdem boomen die Investitionen in fossile Rohstoffe.

Einerseits beuten Unternehmen im Kapitalismus also Natur und Menschen aus. Die Ausbeutung von Arbeitskraft ist die Basis von der Existenz von Unternehmen, die Basis von Profit und somit die Basis von Klimaschäden im Namen von Profit. Wir sagen nicht, dass wir mit einem Ende von Kapitalismus keinen Finger mehr krumm machen müssen, sondern dass wir gemeinsam planen können, wie wir auf dieser Erde leben möchten und es nicht der Markt bestimmt. Andererseits treiben die Unternehmen ein mieses Spiel, indem sie uns Grünen Kapitalismus verkaufen wollen. Versunken in Melancholie und (Des-)Illusion mag das uns zunächst wie eine okaye, wenn nicht hinnehmbare Lösung scheinen. „Klimaschutz“ ohne das Ziel, Kapitalismus zu überwinden, greift allerdings nicht Ausbeutung als Quelle von Profit und somit auch nicht Profit als Quelle von Klimaschaden an. Deshalb muss Klimaschutz den Kampf gegen Ausbeutung einschließen. Die Klimamaßnahmen, die wir fordern, müssen sozial verträglich, wenn nicht revolutionär sein.

Solange Konkurrenzzwang Unternehmen zu Profitmaximierung drängt, steht dieser über dem Klimaschutz. Im Kapitalismus steht der klimaschädliche Wachstumszwang im Mittelpunkt. Hinzu kommt, dass durch die Ausdehnung des Welthandels nach kapitalistischem Drängen Ausbeutung auf globalem Niveau intensiviert, die Abhängigkeit der Peripherie von den kapitalistischen Zentren vergrößert und der Klimawandel vorangetrieben wird. Wie eh und je ist das Ziel der Bourgeoisie, so günstig wie möglich zu produzieren, koste es die Arbeiter:innen und die Welt, was es wolle. In das Wesen vom Kapitalismus ist eingeschrieben, dass die Bourgeoisie mit Gewalt ihren Absatzmarkt ausdehnt und ihre Produktion dorthin verlagert, wo sie die Arbeiter:innen am intensivsten ausbeuten „kann“. Das hängt dann wiederum davon ab, wie hoch die Arbeitslosigkeit und der Lebensstandard vor Ort ist und wie viel Gewalt zur Erreichung dieses Ziels angewandt wird. In der zugespitzten kapitalistischen Krise setzt die herrschende Klasse in neuer Dreistigkeit auf Expansion nach Außen und Militarisierung nach Innen. Deshalb muss der Kampf gegen Imperialismus Kapitalismus angreifen und umgekehrt.

Dass die Energiekonzerne (auch in Deutschland selbst) von sich aus nicht aufhören werden, fossile Energieträger abzubauen, haben wir in Lützerath gesehen. Jedoch hat uns Lützerath ebenso gezeigt, dass wir uns in der Klimabewegung zahlreich zusammenschließen und gemeinsam gegen das System ankämpfen können. Dass die vergangenen Kämpfe um Klimagerechtigkeit in uns weiterleben und immer mehr Leute auf Basis der Klimakrise politisch aktiv werden.

Krise der Parlamentsarbeit

Obwohl der Neoliberalismus als politische Ideologie in den letzten Jahren an Einfluss verloren hat und, wie beispielsweise in Form der Corona-Hilfen, der staatlichen Intervention in die Impfstoff-Produktion oder der Einführung des Gaspreisdeckels deutlich wird, Staatsinterventionismus wieder zunimmt, scheint linke Reformpolitik grade wenig erfolgreich. Ohne den Aufbau von Gegenmacht und Hegemonie in der breiten Bevölkerung ist es illusorisch, zu denken, dass kluge Parlamentspolitik tatsächlichen Wandel bringen wird. Für DIE LINKE ist es eine Herausforderung, dass sie zwar viel fordert, aber keine Strategie hat, ihre Ziele auch durchzusetzen. Dabei ist auch ein zu unkritischer Blick auf die Rolle des Staats im Kapitalismus ein Teil des Problems.

Ganz andere Dinge machen der LINKEN ebenfalls zu schaffen: Die ständig diskutierte Abspaltung der S.W. dominiert die Medien. Dies ist zwar wenig überraschend angesichts deren Vorurteil, die gesellschaftliche Linke würde sich immer streiten und sei grundlos rebellisch. Auch die Frage nach dem Behalt des Fraktionsstatus umgibt DIE LINKE.

Dadurch wird ein Wandel der Partei DIE LINKE notwendig. Viele hoffen auf eine Erneuerung der LINKEN, wie wir als Jugendverband sie schon lange eingefordert haben. Wir werden in diesen Prozess weiterhin unsere Perspektiven einbringen, die wir in der Vergangenheit schon formuliert haben. Dabei ist für uns klar: DIE LINKE. muss trotz vergangener und bestehender Konflikte ebenso Kommunikationsbereitschaft zeigen. Wir möchten unseren Einfluss auf politische Entscheidungen der Fraktionen in den Landtagen ausweiten und sichern, indem wir auf den Listen, die die Aufstellungsversammlungen der Partei beschließen, Jugendkandidaturen aus dem Jugendverband platzieren. Jugendwahlkampagnen können eine starke Strahlkraft haben, sowohl während des Wahlkampfs als Angebot für junge Menschen DIE LINKE. zu wählen oder der Linksjugend beizutreten, als auch während der Legislatur, indem der Jugendverband so aktiv einbezogen wird ins parlamentarische Geschehen. Wir begrüßen, dass der Landesverband Thüringen nun diesem Beispiel folgt und möchten das Konzept auch auf die Landtagswahlen in Brandenburg ausweiten.

Das System verliert Rückhalt, aber Rechte gewinnen ihn immer mehr…

Aktuell macht uns jedoch nicht nur die Klimakrise oder die Zustände in unserer Mutterpartei DIE LINKE. zu schaffen, sondern vor allem der rasante Anstieg der gesellschaftlichen Zustimmung zu rechtsextremer Ideologie. Die COVID-Pandemie hat uns gezeigt, wie stark sich Arbeit intensivieren kann und damit auch Geschlechterunterschiede sich verschärfen. Wie schnell in Krisen Antisemitismus wieder Aufschwung gewinnen kann. Sie hat uns auch gezeigt, dass das aktuelle System an Rückhalt verliert. Und trotzdem bewegen wir uns wie Zombies durch die Welt, kaputt von unserer (Lohn-)Arbeit.

Das System von Ausbeutung, indem wir leben, verliert stark an Rückhalt und das in der gesamten Gesellschaft. Dies geht so weit, dass Menschen die Demokratie in Frage stellen. Es steht außer Frage, es braucht dringend Veränderung. Veränderungen, die es schaffen, dass wieder mehr Vertrauen in unser politisches System gesetzt werden kann. Insbesondere eine generelle Melancholie und Desillusion versperren neuen progressiven Ideen den Weg.

Sowohl im Osten wie auch im Westen Deutschlands nehmen rechte Parteien immer mehr Einfluss. Wie konnte es so weit kommen und was können wir als Linke dagegen tun? Klar ist, es braucht einen starken Zusammenhalt der gesellschaftlichen Linken, den wir aufbauen müssen. Eine schlagkräftige Strategie ist bei der Bekämpfung der Rechten wichtiger denn je. Zeitgleich muss uns bewusst sein, dass zahlreiche Wähler:innen der Rechten, diese nicht aus Überzeugung wählen, sondern aus Protest, Unwissenheit und generellen Unzufriedenheit. Hier können wir anknüpfen und müssen eine linke Perspektive sowie Lösungsansätze bieten.

Notwendigkeit zur Utopie

Wenn wir die Hoffnung aufgeben, ist klar, dass aktuell (besonders) Unterdrückte die Arbeit übernehmen werden, die damit verbunden ist, die Klimaschäden bestmöglich zu vermindern. Und diese Arbeit wird im Kapitalismus ins Unendliche wachsen. Es ist nämlich nicht so, dass Ölvorkommen verknappen, es werden immer mehr entdeckt! Und Kipp-Punkte bewirken, dass Schäden nicht linear, sondern exponentiell auf uns zukommen, wenn wir nicht angemessen dagegen vorgehen. Noch ist nicht alles verloren!

Gerade jetzt ist es umso wichtiger, dass nicht eine winzige Minderheit sich immer mehr Reichtum aneignet und über die restliche Bevölkerung und die Welt, in der wir leben, bestimmt. Gerade weil wir an der Schwelle zu wahrhaft dystopischen Zeiten stehen, müssen wir uns jetzt dafür einsetzen, dass wir unabhängig von Profitinteressen darüber demokratisch bestimmen können, wie wir zusammenleben.

Damit wir uns organisieren können, brauchen wir Utopien. Wir brauchen gegenseitiges Vertrauen und Hoffnung – in uns gegenseitig, in die Menschheit und in uns selbst. Ein Glück, dass wir Marxist:innen sind und an die Befreiung aller glauben. In unserer Utopie gibt jeder nach seinen Fähigkeiten und erhält jede nach ihren Bedürfnissen. Arbeit wird von Abhängigkeit befreit und wir arbeiten, weil wir die Arbeit als Antrieb der Gesellschaft sehen. Und haben trotzdem mehr Zeit für uns: Für künstlerisches Schaffen, für unsere Freunde, für gutes Essen und für Erholung. Und die Welt, in der wir leben, hindert uns nicht mehr in unserem Sein: Nicht mehr Autos bestimmen Städte, sondern die Menschen, die in ihnen wohnen.

Notwendigkeit zur Strategie

Damit wir in unserer Organisierung nicht in Melancholie versinken oder nach dem ersten Misserfolg desillusioniert werden, müssen wir uns eine Strategie überlegen, wie wir zu einem guten Leben für alle hinkommen. Und die Möglichkeit von Veränderung erfahren, damit wir Glauben gewinnen, dass wir diese auch umsetzen können.

Unsere Strategie können wir nur gemeinsam umsetzen.

Es ist wichtig, dass wir uns als Organisation finden und uns vertrauen lernen. In Zeiten wie diesen gibt uns Vertrauen Halt, macht erst Organisierung möglich und schenkt uns etwas Glück im Unglück. Vertrauen bedeutet allerdings nicht, blind auf etwas zu hoffen. Vertrauen kann erst dann wachsen, wenn die Worte von Menschen mit ihren Taten übereinstimmen und wenn alle gemeinsam Verantwortung übernehmen für unser gemeinsames Projekt: Sozialismus.

Deshalb möchten wir uns immer dagegen aussprechen, wenn Genoss:innen nicht als allererstes ein Gespräch miteinander suchen. Wir müssen nicht alle die größten Fans von unseren Persönlichkeiten sein, müssen als Genoss:innen allerdings solidarisch miteinander sein. Dazu gehört, im Zweifel uns gegenseitig zu vertrauen, bis uns das Gegenteil bewiesen wurde. Auch dann suchen wir zunächst das Gespräch und wenden uns weder an Twitter noch an einen Gossip-Kreis.

Um unseren Zusammenhalt zu stärken, ist unverzichtbar, dass wir auf Großveranstaltungen wie dem Sommercamp lange zusammenkommen und uns immer wieder daran erinnern, dass wir trotz Dissensen vor allem eins sind: Genoss:innen. Auch, wenn der Strategieprozess nie aufhört und immer wieder evaluiert werden muss, soll Grundpfeiler unserer Strategie folgendes sein:

Unser Plan: Wir müssen eine Massenbasis aufbauen.

Gemeinsam als Organisation für Sozialismus zu kämpfen, kann nicht heißen, sich von einer breiteren Bewegung zu isolieren. Eine breite Arbeiter:innenbewegung, feministische und antirassistische Bewegung muss allerdings erst einmal entstehen. Das wird sie nicht im Internet, nicht im Überzeugen von Rechten, sondern im gemeinsamen Organisieren und Druck-Aufbauen.

Damit sich eine Massenbewegung herausbilden kann, spielen Massenorganisationen eine zentrale Rolle. Organisationen, in denen nicht nur Leute, die Geisteswissenschaften studieren oder studiert haben, sich versammeln, sondern alle Arbeiter:innen. Wie genau wir dahin kommen und in welcher Organisation genau, bleibt offen. Deshalb ist wichtig, dass wir uns als Organisation nächstes Jahr damit beschäftigen, wer wir selbst sind und wer wir als Linksjugend [´solid] sein wollen.

Um dem Sozialismus näher zu kommen, müssen wir den Kapitalismus an seinen Widersprüchen angreifen, die ihn drohen, zu zerreißen. Dafür ist erstens notwendig, dass wir diese Widersprüche und ihre aktuelle Gestalt erkennen, aktuell bedeutende Kämpfe als solche wahrnehmen (lernen) oder zu bedeutenden Kämpfen machen und zweitens, gemeinsam als Linksjugend [`solid] eingreifen. Es ist wichtig, dass wir stärker auf Arbeitskämpfe setzen als die Kämpfe, die das Kapital unmittelbar unter Druck setzen und eine starke Politisierungs- und Organisationskraft haben. 

Was wir dafür brauchen.

Wir müssen uns überlegen, wie wir sinnvoll wo intervenieren und mit wem. Gleichzeitig lassen sich kluge Pläne nicht in stillem und isoliertem Philosophieren schmieden, sondern am besten im Kampf: Statt in Selbstbeschäftigung zu versinken, müssen wir uns stattdessen auch stärker in konkreten bedeutenden aktuellen Kämpfen beteiligen. Diese Kämpfe sollen vor allem solche sein, die uns am stärksten betreffen: Damit unsere Mitglieder sich stärker untereinander organisieren, ist es wichtig, dass wir die Bildung von Auszubildenden- und Schüler:innengruppen weiter vorantreiben. Damit wir wissen, in welchen Arbeitskämpfen unsere Mitglieder ohnehin involviert sind, weil sie ihre eigenen Jobs betreffen, führen wir eine Umfrage darüber durch, in welcher Branche unsere Mitglieder lohnarbeiten, ob sie gewerkschaftlich aktiv sind und wenn ja, in welcher Gewerkschaft.

Außerdem ist wichtig, dass unsere Landesverbände in eine stärkere Kommunikation miteinander gehen, damit wir in der Lage sind, gemeinsam Schlagkraft aufzubauen: Der Austausch über aktuelle Projekte, Strukturen und gemeinsame Ziele spielt dabei eine besonders große Rolle und dient ebenso dem Erfahrungsaustausch sowie dem Entwickeln einer gemeinsamen Praxis. Wir wollen die Zusammenarbeit von Landesverbänden und dem Bundesverband stärken, um strukturell schwache Regionen zu unterstützen. Es braucht einen starken linken Jugendverband auf allen Ebenen, von Basis über die Landesverbände bis hin zum Bundesverband, um gemeinsam für unsere Utopie zu kämpfen.

Damit wir das gemeinsam tun können, ist wichtig, dass wir unsere Sehschärfe in unseren politischen Bildungsprogrammen stärken. Diese sollen sich einerseits an Neumitglieder, andererseits an theoretisch sicherere Mitglieder richten. Wir möchten auch mehr Mitglieder für Bildungsarbeit ausbilden. 

Weil wir auch in Selbstbeschäftigung und in der Auseinandersetzung in konkreten Kämpfen hin und wieder an unsere Grenzen stoßen werden, möchten wir uns stärker international mit sozialistischen Organisationen vernetzen. Wir halten ein langfristiges, mindestens jährliches Treffen mit einem Austausch über die politische Lage vor Ort und über die eigenen Organisationen für zentral.

Umbruch nutzen, Einfluss gewinnen, Linke Forderungen durchsetzen.

Den Umbruch, in dem sich die Partei befindet, wollen wir als Jugendverband strategisch nutzen, um unsere Forderungen durchzubringen. Hierbei können unsere Jugendkandidaturen ein wichtiges Mittel sein. Es braucht soziale Lösungen für soziale Probleme. Wir fordern folgende Maßnahmen, um kurzfristig die Situation der präkarisierten der Gesellschaft zu verbessern, während wir langfristig für ein gutes Leben für alle in einer klassenlosen Gesellschaft kämpfen:

Wir fordern eine Abschaffung der Schuldenbremse, insbesondere für Investitionen in Bildung, Soziales und Infrastruktur. Wir unterstützen als Jugendverband die Kampagne „100 Milliarden für Bildung.“

Wir fordern einen (Alters-)Armutsfesten Mindestlohn von 16€. Außerdem fordern wir weiterhin eine Mindestausbildungsvergütung von 1400€ Brutto. Mindestlohn, Ausbildungsvergütungen und Bafög sollen jährlich an die Inflation angepasst werden.

Wir wollen bezahlbaren Wohnraum für alle! Städte und Kommunen sollen ihr Vorkaufsrecht für Immobilen nutzen, damit keine Investor*innen vom Wohnungsmarkt profitieren, sondern die Kund*innen von städtischen und kommunalen Wohnungsgesellschaften. Der Wohnungsmarkt muss langfristig vergesellschaftet werden, damit Immobilien kein Spekulationsobjekt bleiben. Überall dort, wo es keine städtischen oder kommunalen Wohnungsunternehmen gibt, müssen sie gegründet werden. Zudem ist es wichtig, dass wir darauf hinwirken, dass der städtische (Sozial- )Wohnungsbau vorangetrieben wird, und nicht dem privaten Markt überlassen wird.

Kostenloser, ausfinanzierter und ausgebauter ÖPNV jetzt! Wir wollen das 49€-Ticket zum 0€-Ticket machen. Es muss endlich genug Geld für den Ausbau des ÖPNV geben. Insbesondere für Randgebiete und ländliche Gegenden. Als Linksjugend unterstützen wir die Kampagne „Wir fahren zusammen“ und sind bereits in einigen Landesverbänden mit den Organisator:innen vernetzt.

Außerdem fordern wir Steuererhöhungen für Topverdiener:innen, und Entlastungen für Arbeiter:innen. Die Vermögenssteuer braucht ein Comeback!

Wir als Mitglieder der Linksjugend [´solid] kämpfen gemeinsam für eine Befreiung aller.

Wir kämpfen für Sozialismus, ein Ende des Patriarchats und von Rassismus und für ein gutes Leben für alle. Deshalb ist wichtig, dass in unserem Verband nicht vor allem Männer aktiv sind und im Verhältnis mindestens so viele Leute aktiv sind, die von Rassismus betroffen sind, wie in der Gesamtbevölkerung, auch, wenn unser Ziel größer sein sollte. Wir müssen uns als Verband ernsthaft darüber Gedanken machen, wie wir das gemeinsam erreichen können. Schließlich liegt es vor allem im Interesse von denen, die besonders starke Unterdrückung erfahren, sich selbst zu befreien.

Lasst uns gemeinsam kämpfen – für ein gutes Leben für alle!

Mitgliedschaft und Formalien der AG Awareness

Beschluss des XVI. Bundeskongresses am 27.-29. Oktober 2023 in Frankfurt am Main

Grundlagen der Awarenessarbeit in der Linksjugend [‘solid]

„Gewalt, Übergriffe und Diskriminierungen sind nicht mit den Prinzipien der Linksjugend [‘solid] vereinbar. Darunter fällt unter anderem sexualisierte Gewalt, Antisemitismus, Rassismus, Behindertenfeindlichkeit sowie Trans- und Queerfeindlichkeit.        
Das Bundes-Awarenessteam hat die Aufgabe, Betroffenen von Gewalt, Übergriffen oder Diskriminierungen auf verbandsinternen Veranstaltungen oder solchen, die vom Verbandorganisiert werden, nach eigenen Ressourcen beizustehen und im Interesse dieser Betroffenen zu handeln.“

Dieses wird von der AG Awareness unterstützt.    
Die AG Awareness ist zudem zuständig für die Awarenessarbeit während der Veranstaltungen der Linksjugend [’solid].

Mitgliedschaft in der AG Awareness

Bewerber*innen für die AG Awareness müssen mindestens eine Bildungsveranstaltung mit Bezug zu Awarenessarbeit besucht haben. Der Bewerbungsprozess soll wie folgt aussehen:      

Am Anfang steht die Beantwortung von awarenessspezifischen Fragen (bspw. ob bereits eine Awarenessausbildung absolviert wurde) im Rahmen eines Fragebogens, der anschließend einem Gremium (bestehend aus vier Mitgliedern der AG Awareness) vorgelegt wird.

Die AG Awareness wählt die Zusammensetzung des Gremiums pro Beitritt neu.

Der Bundessprecher:innenrat bestätigt die Zusammensetzung. Der Fragebogen wird von der AG Awareness in Zusammenarbeit mit dem Bundessprecher:innenrat erarbeitet.    

Dieses Gremium soll dann über die Aufnahme der Person in die AG Awareness entscheiden.     

Bei diesem Gremium wird besonders darauf geachtet, dass es zu keinen absoluten Mehrheiten von höchsten Gremien der Linksjugend [’solid] kommt.    

Die Mitgliedschaft in der Linksjugend [’solid] ist nicht Voraussetzung für die Mitgliedschaft in der AG Awareness, sondern aktive Mitarbeit!

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