Leitantrag: Gemeinsam gewinnen lernen!

Beschluss des XIV. Bundeskongresses am 26.-28. November 2021 online

Wir müssen uns neu formieren. Seit Jahren gibt es immer wieder Versuche, die Strukturen der Linksjugend [’solid] zu verändern. Selten hatte das Erfolg. Deshalb  soll dieses Mal grundlegender angesetzt werden. Statt sich auf abstrakte Satzungskriege zu konzentrieren, wollen wir Vorhaben und Schwerpunkte festlegen, die nicht nur Verbandsstruktur, sondern vor allem Verbandsleben und Verbandspraxis  ändern. Wie wir uns als Verband inhaltlich positionieren, wenn es um die wichtigen Entscheidungen der nächsten Jahre geht, kann nicht Gegenstand dieses Leitantrags sein. Dazu braucht es ein aktives Verbandsleben – sowohl jetzt als auch nach der  Pandemie. Unser Fokus liegt auf Verbandsaufbau, gemeinsamer Bildung und  Organisierung. Kurz: Wenn wir Selbstermächtigung wollen, müssen wir dafür die  Grundlage schaffen. Weiterhin sehen wir, dass unser Verband immer noch sehr männlich  dominiert ist – zwei Drittel unserer Mitglieder sind männlich, was sich in punkto Verhalten auf so manche Debatte niederschlägt. Auch da besteht Nachholbedarf. Wir wollen einen Verband, in dem solidarisch gestritten wird, der nicht der Bedeutungslosigkeit anheim fällt und in dem sich alle wohlfühlen. Das zu gewährleisten muss  die Aufgabe des nächsten Jahres sein. Im Folgenden soll es um möglichst viele konkrete Vorschläge gehen.

 Die Welt verändern wir nicht allein, und auch nicht nur aus gutem Willen. Wir wollen die marxistische Lehre, dass der Kampf für die Befreiung der Unterdrückten immer auch bei der Organisierung konkreter Interessensvertretung der Unterdrückten beginnen  muss, ernstnehmen – also weniger abstrakt: Eine Schule für alle bekommen wir nur  durch Selbstorganisation von Schüler:innen (hier wurden beispielsweise bei den  Bildungsstreiks Erfahrungen gesammelt, die wir uns wieder aneignen müssen), den Kampf  gegen das Kapital gewinnen wir nur durch starke Arbeiter:innenorganisationen und Deutsche Wohnen & Co. enteignen hatte nur Erfolg, weil es gelang, massenhaft Mieter:innen zum Kampf gegen die Mietkonzerne und ihre Lobby zusammenzuschließen. Als sozialistischer Jugendverband müssen wir als kollektiver Organisator auftreten, um Selbstermächtigung zu ermöglichen und dabei schlagkräftige Bündnisse zwischen verschiedenen Kämpfen mit ähnlichen Gegner:innen zu schmieden.

 Das geht nur, wenn wir alle da anfangen, wo wir sind: Bei uns in der Schule, im Betrieb, an der Uni, im Stadtteil. Über das Handwerkzeug für diese Organisationsarbeit wurden in den letzten Jahren unter dem Stichwort „Organizing“  viele Erfahrungen zusammengetragen und systematisiert. Dieses Handwerkszeug wollen  wir unseren Mitgliedern zur Verfügung stellen, beispielsweise in Form einer Organizing-Schulung.

Die abstrakte Schulung reicht aber nicht – richtig kämpfen lernt man nur im Kampf. Deshalb wollen wir als Verband stärker überlegen, wo wir auch über einzelne Orte hinaus Interessensvertretungskämpfe führen können und hier als organisierender Akteur auftreten können. Um gemeinsam kämpfen zu lernen ist der erste Schritt der Erfahrungsaustausch, der zweite Schritt die Herstellung überregionaler Kampffähigkeit.

 Konkret heißt das: Bereits im nächsten Jahr sollen mit Schulungen,  Erfahrungsaustausch und der Analyse möglicher Kämpfe begonnen werden. Ziel ist, dass wir im übernächsten Jahr in der Lage sind, eine überregionale Organizing-Kampagne zu  führen, die über Flyerverteilen und Instagram-Posts hinausgeht und Menschen aufgrund  ihrer konkreten Interessen anspricht.
 Wir wollen ein Verband sein, in dem Wissen nachhaltig weitervermittelt wird. Politische Bildung ist kein Hobby für Nerds und kein Selbstzweck, sondern der  Prozess, um möglichst vielen Menschen Werkzeuge zur Selbstbefreiung der Unterdrückten  in die Hände zu geben. Das umfasst sowohl recht theoretische Ansätze der kritischen Analyse der Welt, in der wir leben und die wir radikal ändern wollen, als auch konkrete Fähigkeiten – von Organizing und Rhetorik über Fähigkeiten in der  Awarenessarbeit bis zu Buchhaltung. Wir wollen deshalb die bundesweite Bildungsarbeit radikal expandieren.

 Erste Bausteine für einen lernenden Verband haben wir in dieser Amtszeit bereits entwickeln können: Mit digitalen Lesekreisen (darunter dem zum Kommunistischen  Manifest mit bis zu 150 Teilnehmer:innen) ermöglichen wir Bildung, die viele Menschen besser zugänglich erreicht. Im Oktober haben wir zum ersten Mal unser neues Grundlagenseminar veranstaltet, das an einem ganzen Wochenende vor allem neueren Mitgliedern einen umfassenden Einstieg in linke Theorie und unsere  Verbandsstrukturen geboten hat. Mit der Train the Trainers-Seminarreihe bilden wir in Kooperation mit Junge Linke aus Österreich Trainer:innen für die politische  Bildungsarbeit aus, um hochqualitative Bildungsarbeit aus der Basis statt reinen  Frontalvorträgen zu gewährleisten. Diese Angebote wollen wir verstetigen, ausbauen  und um Angebote zu spezifischeren Fähigkeiten ergänzen.
Für niedrigschwellige Angebote arbeiten wir in Zukunft auch mit sozialpädagogischen Methoden. Besonders zu erwähnen sind aufsuchende Methoden statt Komm-Strukturen.
 Eine inklusive Verbandspraxis zu entwickeln beinhaltet auch den Abbau von männlicher Dominanz. Sowohl bei der Mitgliedschaft als auch in vielen Ebenen und  Zusammenschlüssen im Verband gibt es einen krassen Männerüberhang, der für einen  feministischen Verband ohnehin ein Problem ist, unsere Strukturen aber auch  abschreckender und damit automatisch weniger groß und weniger handlungsfähig macht.
 Dem wollen wir insbesondere mit exklusiven Förderangeboten wie beispielsweise einem  Theoriewochenende ohne Männer entgegenwirken.

Wir müssen raus aus der Bedeutungslosigkeit. Und wenn außer warmen Worten von der  Linkspartei nichts kommt, müssen wir die Arme hochkrempeln für eine politische Linke, die den Aufbruch wagt.

Leichte Sprache:

Gemeinsam Gewinnen Lernen

Erklärung Leitantrag:
Ein Leitantrag ist ein Antrag.
Der Leitantrag bestimmt wie der Jugendverband in Zukunft arbeiten soll.
Es geht wenig um politische Inhalte.
Es geht viel um Organisation.

Wir müssen unsere Organisation ändern.
Damit wird unsere Arbeit besser.
Das haben wir schon oft versucht.
Das hat aber bis jetzt nicht gut funktioniert.

Wir wollen einen Jugendverband in dem sich alle Mitglieder wohlfühlen.
Wichtig sind uns viele aktive Mitglieder.
Wir brauchen mehr aktive Frauen.
Wir müssen unsere Mitglieder gut ausbilden.

Wir wollen die Welt verbessern.
Das können wir nicht alleine.

Jede Gruppe vertritt ihre eigenen Interessen. 
Ein Beispiel dafür ist:
Wir wollen eine Schule für alle.
Schüler müssen sich selbst organisieren.
Schüler müssen für eine Schule für alle kämpfen.

Unsere Aufgabe dabei ist:
Wir müssen mit Schülern reden.
Wir müssen ihnen helfen damit sie sich organisieren können.
Damit können wir gemeinsam viel erreichen.
Jeder muss an seinem Ort anfangen. Das kann zum Beispiel in der Schule sein.
Wir wollen unseren Mitgliedern beibringen wie das Organisieren geht.
Es gibt viel Wissen dazu.
Das wollen wir unseren Mitgliedern beibringen.

Nur lernen reicht nicht.
Wir wollen das Wissen auch anwenden.
Wir müssen Erfahrungen austauschen.
Wir müssen mit mehr Leuten als nur in unserem Ort reden.

Das bedeutet:
Nächstes Jahr gibt es Schulungen.
Im Jahr darauf gibt es eine Kampagne.
Die Kampagne besteht aus mehr als Beiträgen in den Sozialen Medien.
Soziale Medien sind zum Beispiel Facebook.
In der Kampagne sprechen wir die Menschen direkt mit ihren Interessen an.

Das haben wir im letzten Jahr gemacht:

Lesekreise
Die Lesekreise waren erfolgreich.
Lesekreise sind gut für neue Menschen.
Wir erreichen viele Menschen damit.

Grundlagenseminar
Das Grundlagenseminar findet ein ganzes Wochenende statt.
Es werden politische Grundlagen gelernt.
Die neuen Mitglieder lernen dort den Jugendverband kennen.

Train the trainers
Das ist Englisch und bedeutet:
Wir bilden Menschen aus damit sie gute Vorträge halten können.
Damit verbessern wir unsere Bildung im Jugendverband.

Wir wollen auch mehr Inklusion.
Inklusion bedeutet: Bei Inklusion sollen alle Menschen die gleichen Rechte haben. 
Behinderte und nicht behinderte Menschen sollen die gleichen Rechte haben.
Frauen und Männer sollen die gleichen Rechte haben.

Wir haben sehr viele Männer im Jugendverband.
Männer reden oft sehr viel und sehr laut.
Das schreckt Frauen ab.
Das Problem wollen wir ändern.
Dafür wird es Angebote geben.
Ein Beispiel dafür ist: Ein Wochenende zum lernen ohne Männer.

Das Wahlergebnis der Linken bei der Bundestagswahl 2021 war sehr schlecht.
Wenige Menschen wählen uns.
Die Linke tut wenig um das zu ändern.
Deswegen müssen wir das tun.
Der Leitantrag hilft uns dabei.

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