Die Linksjugend [’solid] hat eine Mastodon-Instanz!

Was ist Mastodon?

Mastodon ist eine quelloffene, dezentrale Social-Media-Alternative zu Twitter. Statt wie die kapitalistischen sozialen Netzwerke nur von einem Unternehmen betrieben zu sein, kann grundsätzlich jede technisch bewanderte Person einen Mastodon-Server aufsetzen, eine sogenannte Instanz. Eine solche Instanz föderiert mit anderen Instanzen im größeren Fediverse, der Verknüpfung aller verbundenen Instanzen. So entstehen kleine, dezentrale Communitys mit jeweils eigenen Regeln, deren Nutzer*innen sich dennoch miteinander austauschen können. Böswillige oder schlecht moderierte Instanzen können durch dieses Modell einfach komplett geblockt werden, so werden sie vom Großteil des übrigen Fediverse isoliert. Das ist ein wirksames Mittel gegen Hassrede, Verschwörungstheorien und Rechte jeglicher Art.

Im Rahmen des Kaufs von Twitter durch den Oligarchen Elon Musk wird immer mehr Menschen bewusst, dass ihre Social-Media-Plattform von einer US-Firma mit Gewinnabsichten betrieben wird, deren Geschäftsmodell stets auf Profit durch Säen von Zwietracht statt gemeinnützigem Meinungsaustausch basieren wird. Der Zweck von Twitter ist Werbeeinnahmen zu generieren, mehr Impressions/Interaktion ergibt nämlich mehr Werbung, so dass Twitter aktiv ein Umfeld schafft, um dies zu befeuern, statt ein wirklich _soziales_ Netzwerk schaffen zu wollen, wo sich Menschen konstruktiv austauschen und voneinander lernen können. Twitter als „Outrage Machine“ ist nicht wie menschliche Interaktion funktioniert, sondern von Kapitalismus zum Zweck des Profits gesteuertes Elend. Dass Twitter daher Nazis nicht bannt und eure Timeline umsortiert anzeigt für möglichst viel Engagement und gegenseitigen Konflikt, ist Konsequenz dieses Modells, in dem wir die Produkte sind, statt die Nutznießenden.

Der für 8$ pro Monat käufliche blaue Haken ist nur der Anfang. Musk hat bereits erklärt, dass sein Ziel sei, alle Haken-Accounts in Diskussionen zu bevorzugen, an erste Stelle zu stellen und normale Accounts mehr und mehr auszublenden. Gleichzeitig wird das Entlassen von über 50% der Arbeiter*innen bei Twitter wahrscheinlich dazu führen, das dort Sicherheitslücken, Accounthacks und Datenklau zum Alltag werden. Wir Admins von den Solid-Webseiten gehen gar davon aus, dass Musk Twitter durch seine Inkompetenz und Arroganz mittelfristig technisch ruinieren wird. Wir raten allen, _jetzt_ in den Einstellungen der Twitter-Webseite ihr Twitter-Archiv anzufordern und herunterzuladen und möglicherweise verfängliche DMs zu löschen.

Mastodon versucht stattdessen ein soziales Medium zu sein, in dem die Community der Fokus ist – und jede Community sich selbst moderieren und organisieren kann. Viele auf Twitter missbrauchte Mechanismen werden bei Mastodon aktiv mit Werkzeugen belegt, um den negativen Elementen von sozialen Medien entgegenzusteuern – sei es durch den Verzicht auf direkte Drüberkommentare, das Blockieren und Folgen von Hashtags, Inhaltswarnungen als Kernelement von Tröts (wie „Tweets“ dort heißen) oder mehr Sichtbarkeitsoptionen, statt nur komplett offen oder Schlossaccount.

Twitter war Newskanal, Öffentlichkeitsarbeit und De-facto-Standard für viele für uns. Wir wollen angesichts eines kollabierenden Twitters diesen Wert für uns erhalten und gleichzeitig die Infrastruktur unter eigene Kontrolle bringen. Die neue Mastodon-Instanz der Linksjugend [’solid] ist für jene von uns da, die genug von Twitter haben, aber bietet hauptsächlich auch als zusätzliche Social-Media-Plattform eine Möglichkeit, dort innerhalb der LJS-Community besser kommunizieren zu können.

Der allgemeine Exodus von Twitter hat längst begonnen, in den letzten Wochen wurden insbesondere im Mastodon-Netzwerk Millionen neue Accounts registriert. Da nun auch Journos und Bundespolitik eintrudeln, gehen wir davon aus, dass Mastodon und das Fediverse bald das neue textbasierte Standardnetzwerk für politische und zivilgesellschaftliche Debattenkultur sein wird. (Übrigens hat die Linksfraktion als erste Bundespartei schon diesen Mai eine eigene Mastodon-Instanz für die MdBs gestartet, auch wenn dort bislang hauptsächlich nur Crossposts stehen, also automatische Kopien von Twitter-Tweets.)

Anders als du es von den meisten anderen sozialen Netzwerken kennt, ermöglicht Mastodon Interessierten das eigene Programmieren von Apps und PC-Clients, so dass es schon eine große Auswahl verschiedener mit Mastodon kompatibler Apps gibt, z.B. Tusky für Android und Metatext für iOS. Darüber hinaus gehört zum Fediverse nicht nur Mastodon, das sich an Twitter anlehnt, sondern auch Pixelfed, das ein dezentrales Instagram sein möchte und viele weitere spannende Projekte, die jetzt hier den Rahmen sprengen würden. 🙂 All diese Dienste sprechen dasselbe standardisierte Protokoll, du kannst also mit Mastodon auch Pixelfed-Accounts folgen. Es ist die Evolution des Webs zurück in Nutzer*innen-Hand.

Wie kann ich mitmachen?

Seit dem Sommer haben wir an einer eigenen Instanz gebastelt: https://ljs.social heißt unsere Mastodon-Adresse, direkt betrieben neben all der anderen digitalen Infrastruktur von Solid. Das heißt, wir haben die Kontrolle, wir bestimmen von nun an unsere eigenen Regeln für Social Media!

Die Seite funktioniert über Einladungslinks: Diese werden großflächig verteilt und jede Person mit Account dort kann auch für ihr Umfeld selbst welche erzeugen. Die Instanz ist dabei eine Plattform für Leute „im Umfeld der Linksjugend [’solid]“, also sowohl für Mitglieder*innen, Sympathisant*innen und alle anderen, die sich darunter verorten. Der Einladungslink befindet sich im letzten Newsletter, den du per Mail bekommen hast!

Auch wenn wir das nähere politische Umfeld der LSJ auf unsere Instanz einladen, bitten wir Dich, nicht unbedingt völlig Unbeteiligte über die Links zu uns zu schicken. Es gibt tausende Mastodon-Instanzen da draußen, die eine generellere Zielgruppe ansprechen, beispielsweise sueden.social und norden.social, digitalcourage.social, climatejustice.rocks für Klimaaktivismus etc.pp., da ist für alle was dabei.

Wenn Dir auf unserer Instanz Rechtschreibfehler, fehlende Icons oder Ideen für eine „Linksjugendisierung“ der Instanz auffallen, schreib diese gerne an: it@linksjugend-solid.de

Moderation

Die Instanz ist zwar technisch fertig, wir suchen aber ganz dringend Verstärkung für die Moderation. Irgendjemand muss Trolle blocken und Nazis löschen, falls nötig. Das können und wollen wir nicht alleine machen.

Mastodon soll dabei „strömungsoffen“ betrieben werden, eine Platform für die Linksjugend [’solid] wie sie nunmal ist, in der AntiDs und AntiImps, Anarchos und Kommis, Reform und Revolution Teil der Bubble sind – im Rahmen der Beschlusslagen. Mastodon ist ein Community-Tool, um Diskussionen und Interaktion in unserer LJS zu ermöglichen, neben der Politik und den damit verbundenen Grabenkämpfen, die zur Politik dazugehören. Die Hoffnung ist, dass Social Media, wenn es nicht zur Profitmaximierung the Worst in uns hervorholt, ein besserer Ort für einen Austausch ist als Twitter, Facebook oder Telegram es sein können. Den Rahmen dafür schafft ein Moderationsteam, was sich selbst den Auftrag gibt, diesen Versuch zu begleiten und zu ermöglichen – indem es Nazis und FDPler blockt, aber Strömungskram in Ruhe lässt, sofern es Dinge sind, die im Linksjugend-[’solid]-Umfeld nunmal existieren. Wer Mist postet, bekommt aber, wie auf Twitter auch, Kritik und Konsequenzen – aus der Community selbst.

Ein Einblick darin, was die Moderationsarbeit konkret bedeuten kann, kannst Du in diesem Blogartikel zu chaos.social nachlesen: https://rixx.de/de/blog/on-running-a-mastodon-instance/. Für eine Instanz von 7000 Accounts sind es dort ca. 2 Stunden Arbeit pro Woche, in einem Team aus mehreren Menschen also sicherlich nicht viel – es müssen nur Leute die Verantwortung auf sich nehmen.

Wenn Du Interesse an der Mitarbeit im Moderationsteam hast, großartig! Trete gerne dieser Telegram-Gruppe zur Koordination bei: https://t.me/+BU8omTUiGrUxYTcy

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